shh2Das Wort ,,Therapie“ schreckt viele Eltern ab. Dabei gibt es oftmals keinen Grund zur Sorge. In der kindlichen Sprachentwicklung kommt es sehr häufig zu Problemen beim Spracherwerb.
Neben auffälligen Sprach- und Sprechproblemen sind sich einige Eltern gleichzeitig unsicher, ob eine Therapie bei ihrem Kind überhaupt notwendig ist. Eine Möglichkeit dies einzuschätzen besteht darin, den Spracherwerb bei anderen Kindern derselben Altersstufe zu beobachten. Dies ist zwar keine Methode, um eine Gewissheit über eine mögliche Einschränkung zu erlangen, es kann Ihnen aber einen ersten Hinweis liefern. Gleichzeitig gibt es unzählige Sprach- und Sprechstörungsbilder, die die Unsicherheit der Eltern hinsichtlich einer vermeintlichen Einschränkung ihres Kindes bestärken.
Sollten Sie sich unsicher fühlen, dürfen Sie gerne mit uns in Kontakt treten. Für einen Therapiebeginn benötigen Sie eine ärztliche Verordnung. Über die Notwendigkeit entscheidet ihr behandelnder Arzt.

Das Therapiekonzept richtet sich nach der Art des Störungsbildes. Hierbei berücksichtigen wir den individuellen Hintergrund unserer kleinen Klienten.
Um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten, legen wir bei unseren Befunderhebungen besonderen Wert auf Aktualität und wissenschaftliche Verifikation. Dies hilft uns herauszufinden, mit welchen therapeutischen Mitteln wir arbeiten können. Zudem legen wir bei unserer Arbeit sehr viel Wert auf die Zusammenarbeit mit Ärzten und anderen Heilmittelerbringern.
Wenden Sie sich bei weiteren Fragen einfach telefonisch an uns. Sollten wir einmal nicht erreichbar sein, rufen wir Sie gerne zurück.

Lautentwicklung bei Kindern

Alter (Beispiel: 2,5 meint 2 Jahre und 5 Monate)Lautbildung (Quelle: Fox-Boyer)
1,6 bis 2,0 Jahre m, p, d
2,0 bis 2,5 Jahreb, n
2,6 bis 2,11 Jahrew, f, l, t, ng, h, k, ch2 ("Koch"), s
3,0 bis 3,5 Jahrej, r, g, pf
3,6 bis 3,11 Jahrez
4,0 bis 4,5 Jahrech1 ("ich")
4,6 bis 4,11 Jahresch
5,0 bis 5,5 Jahreabgeschlossen

Unsere Behandlungsbereiche:

Störungsbereich Sprechen

Artikulationsstörungen sind Abweichungen bei der Aussprache von Lauten bzw. Lautverbindungen aufgrund von sprechmotorischen Problemen. Davon sind phonologische Störungen abzugrenzen, die dazu führen, dass Laute nicht an der korrekten Position im Wort verwendet werden können. Bei Artikulationsstörungen entspricht die Lautbildung eines oder mehrerer Laute nicht dem sogenannten „Standardmuster“ einer Sprache, d.h. ein Laut wird nicht oder falsch gebildet. Am häufigsten sind im Deutschen die Zischlaute davon betroffen. Diese artikulatorische Auffälligkeit wird auch als „Sigmatismus“ bezeichnet und kommt in verschiedenen Ausprägungen vor.

Für manche Kinder stellt das Stottern eine psychische Belastung dar, auf die sie emotional reagieren. Sie sind verärgert, dass sie nicht sprechen können, ziehen sich zurück oder beginnen, sich dafür zu schämen. Dabei entspricht der Schweregrad der Stottersymptomatik nicht immer dem Leidensdruck eines Kindes – es gibt durchaus leicht stotternde Kinder, die sehr darunter leiden und schwer stotternde Kinder, bei denen man den Eindruck hat, es mache ihnen wenig aus. Die Lebensqualität eines stotternden Kindes ist in vielen Fällen unbeeinträchtigt. Andere leiden unter dem Kontrollverlust über das Sprechen, dem Zeitverlust, den das Stottern mit sich bringt oder darunter, dass sie anders sind als andere Kinder. Dabei kann durchaus die gesamte Familie in Mitleidenschaft gezogen sein, wenn die Eltern ratlos sind und sich viele Sorgen wegen des Stotterns machen. Für Stottern typische Unflüssigkeiten können situationsabhängig und phasenweise schwanken. So sprechen viele stotternde Kinder während einer Untersuchung beim Kinderarzt flüssig. Auch symptomfreie Phasen sind möglich.

Poltern im Kindesalter zeigt sich wie auch bei Erwachsenen in schnellem und / oder unregelmäßig (irregulär) schwankendem Sprechtempo. Es treten dabei Auslassungen, Verschmelzungen und artikulatorische Veränderungen von Lauten, Silben, Wörtern und Phrasen auf.

Das Sprechen wird dadurch schwer verständlich, phasenweise unverständlich. Im Kindesalter ist Poltern sehr oft mit Störungen der Sprachentwicklung kombiniert. Zum Beispiel treten im Rahmen einer Sprachentwicklungsstörung bestehende Aussprachestörungen kombiniert mit der beschriebenen Poltersymptomatik auf und sind nicht immer klar voneinander abzugrenzen. Polternde Kinder zeigen häufig Unflüssigkeiten in Form von Wiederholungen von Silben, Wörtern und Satzteilen, oder lockeren Lautwiederholungen, Satz- und/oder Wortabbrüchen die das normale Maß überschreiten. Die bei polternden Erwachsenen teilweise auftretenden Schwierigkeiten in der Strukturierung sprachlicher Inhalte sind bei jüngeren polternden Kindern nicht eindeutig von einer Sprachentwicklungsstörung abzugrenzen. Poltern verstärkt sich oft zu Beginn der Pubertät.

Je nach Schweregrad und Ausprägung einer Hörstörung können bestimmte Laute der Sprache in den vom Hörverlust betroffenen Frequenzen nicht mehr oder nur ungenau wahrgenommen werden. Diese Laute werden dann von den hörbeeinträchtigten Personen nicht oder ungenau artikuliert. Es kommt zu Auslassungen von Lauten, zu einer verwaschenen oder fehlerhaften Aussprache von Konsonanten und/oder zu einer Vereinheitlichung des Klangbildes bei Vokalen.

Die Symptome sind vergleichbar denen der Sprechapraxie, d.h. die Planung von Sprechbewegungen ist gestört.Schon früh zeigen betroffene Säuglinge/Kinder Probleme bei der Nahrungsaufnahme, d.h. sie verschlucken sich häufig (husten), weil der Ablauf von Saugen-Schlucken-Atmen beeinträchtigt ist. Beim Übergang von breiiger zu fester Nahrung wird viel Speichel produziert. Auch kann zuweilen beobachtet werden, dass die Kinder grobmotorisch ungeschickt sind, d.h. sie neigen zu häufigem Stolpern. Die Sprachentwicklung dieser Kinder ist dadurch gekennzeichnet, dass sie nur wenige Lalllaute produzieren (s. Sprechentwicklung). In den ersten Lautproduktionen fehlen die Konsonanten, sie produzieren eine Art „Vokalsprache“ (z. B. „aaoo“). Sie werden auch als „stille Babys“ bezeichnet und haben einen verspäteten Sprechbeginn („Late Talker“).

Störungsbereich Sprache

Störungen beim Erwerb der Laute können die Anzahl der Laute und die Regel ihrer Kombination zu Wörtern, also das Lautsystem,  betreffen. Wenn das Kind zum Beispiel den Laut /g/ noch nicht erworben hat und ihn immer durch /d/ ersetzt, äußert sich dies darin, dass es anstelle von „Giraffe“ „Diraffe“ sagt.

Störungen beim Erwerb der Regeln zur Kombination von Lauten können darin zum Ausdruck kommen, dass das Kind zum Beispiel den Laut /r/ erworben hat, aber noch nicht weiß, dass /r/ im Anlaut auch in Kombination mit /b/ auftritt. Es sagt also anstelle von „Brille“ „Bille“. Solche Störungen werden in der Logopädie „phonologische Störungen“ genannt.

Störungen beim Aufbau des Wortschatzes (lexikalische Störungen) können sowohl den Wortschatzumfang als auch die Merkmale der einzelnen Wörter betreffen.

Die Einschränkung des Wortschatzumfanges ist beispielsweise daran erkennbar, dass dem Kind zur Kommunikation notwendige Wörter wie Nomen (z.B. Hund, Auto), Verben (z. B. laufen, essen) oder Adjektive/Adverbien (z.B. schön, groß) fehlen und es häufig auf unspezifische Wörter wie „Dings“, „machen“ oder „so“ zurückgreift.

Oft haben die Kinder auch Probleme, Wörter in einen Zusammenhang zu bringen (z.B. Hund und Katze dem Begriff „Tier“ zuzuordnen oder Augen, Mund und Nase dem Begriff „Gesicht“).

Des Weiteren kann ein Kind auch Wortfindungsstörungen haben, d.h. es sucht nach Wörtern und nähert sich zuweilen dem gesuchten Wort über lautliche Ähnlichkeiten, z. B. „belustlos“ anstelle von „bewusstlos“ (Beispiel aus Kauschke 2012: 130). Hält diese Symptomatik bis zum Schuleintritt an, kann sich dies nachteilig auf den Leseerwerb, d.h. das Leseverstehen auswirke.

Ein großer Teil der Kinder mit einer lexikalischen Störung fällt schon sehr früh durch den verspäteten Sprechbeginn („Late Talker“). Charakteristisch für den verspäteten Sprechbeginn ist, dass Kinder im Alter von 2 Jahren nicht über 50 produktive Wörter verfügen und Wörter nicht miteinander kombinieren („nane haben“). Der zu diesen Alterszeitpunkt typische „Wortschatzspurt“ hat nicht eingesetzt. Der Wortschatz scheint insgesamt langsamer anzuwachsen.

Störungen der Grammatik können Wörter und Sätze betreffen. Beispielsweise wenn Endungen an Wörtern fehlen oder nicht korrekt sind.

Beispiele

Die Kinder lassen zum Beispiel beim Partizip die Vorsilbe „ge-“ weg („Ich habe spielt.“) oder beugen Verben nicht richtig („Du gehen …“).
Wenn Kinder Probleme haben, korrekte Sätze zu bilden, kann sich dies in Auslassungen oder Umstellungen zeigen („Mama lange Haare hat“).

Solche Störungen werden in der Logopädie auch morphologisch-syntaktische Störungen genannt.

Unter Pragmatik wird die Fähigkeit verstanden, sprachliche (Laute, Wörter, Sätze) und nicht-sprachliche (Gestik, Mimik) Zeichen in der Interaktion (z. B. in einem Gespräch) so zu vermitteln und zu verstehen, wie es die jeweilige Situation erfordert. Kinder lernen im Laufe der Entwicklung zwischen Bekanntem und Unbekanntem zu unterschieden, ihre Vorlieben zu äußern und mit anderen in Kontakt zu treten, abzuwarten oder auch ein Gespräch zu initieren. Später können sie Fragen oder auch Forderungen stellen, auf Fragen antworten oder Missverständnisse klären. Sie lernen sich auf  unterschiedliche Personen und Situationen einzustellen und sich entsprechend zu verhalten. Kinder mit einer pragmatischen Störung können folgende Symptome zeigen: geringer Blickkontakt, reduzierte Gestik und Mimik, häufige Echolalien (Nachsprechen), geringe Aufmerksamkeit (Zuhören),  kein Interesse an bzw. Vermeiden von Kontaktaufnahme bzw. Gesprächen oder mangelnde Fähigkeit die Perspektive des Gesprächspartners einzunehmen oder sich sprachlich eindeutig zu äußern („das kann man machen“).

Kinder mit Störungen des Textverständnisses und der Textproduktion haben Schwierigkeiten, Erlebtes in korrekter Reihenfolge (Serialität) zu erzählen und zentrale Inhalte des Erlebten zusammenhängend darzustellen. Die Störung wird erst um das 5. Lebensjahr deutlich, wenn das Kind aufgrund seiner Sprachentwicklung über einen ausreichend großen Wortschatz und grammatische Fähigkeiten (Satzbildung) verfügt.

Ein Kind im Alter von 5 bis 6 Jahren erzählt von einem Ausflug im Kindergarten und die Mutter kann nicht verstehen, wer mitgefahren ist, wohin gefahren wurde und was passiert ist.

Des Weiteren ist zu beobachten, dass es den Kindern schwer fällt, im Alltag Dinge, die in einer bestimmten Reihenfolge zu erfolgen haben,  in einer sinnvollen Reihenfolge durchzuführen (z.B. beim Anziehen, Essen u.ä.).

Sprachentwicklungsstörungen (SES) betreffen die Kommunikation, das Sprachverständnis, den Wortschatz und die Laut-, Wort- und Satzbildung. Bei einer SES sind oft mehrere Bereiche gleichzeitig betroffen.

„Jeiter hos is’“ (Die Leiter ist hoch)
Auf lautlicher Ebene ersetzt das Kind das /l/ durch /j/, das /ch/ durch /s/. Auf grammatischer Ebene ist zu beobachten, dass der bestimmte Artikel „die“ ausgelassen, das konjugierte Verb „is“ an das Satzende gestellt wird, wobei „is“ als umgangssprachliche Aussprachevariante von „ist“ bewertet werden kann.

Ein zu geringer Wortschatz kann zur Erschwerung der Störung beitragen, weil der Erwerb grammatischer Regeln wie z.B. die Verbkonjugation (ich singe, du singst, er singt …) voraussetzt, dass dem Kind genügend Wörter zum Trainieren der Regeln zur Verfügung stehen.
Die Störungen des Lauterwerbs, des Wortschatzes und der Grammatik können aber auch isoliert auftreten, ebenso wie Störungen der Kommunikation, die dann als „Pragmatische Störungen“ bezeichnet werden.

Eine kindliche Aphasie (Aphasie bei Kindern, engl. acquired childhood aphasia) liegt vor, wenn Kinder durch eine akute Hirnschädigung einen teilweisen oder auch vollständigen Verlust der bis dahin erworbenen sprachlichen Fähigkeiten erleiden (ab ca. 2,5 Jahren, bzw. einer Sprachentwicklung mindestens auf Wortebene). Dies stellt einen wesentlichen Unterschied zu Störungen der Sprachentwicklung dar.
Die Symptomatik der Aphasie bei Kindern und Jugendlichen wird in der Literatur im Laufe der letzten Jahrzehnte sehr unterschiedlich beschrieben. Heute weiß man, dass alle Symptome, die bei Erwachsenen mit Aphasie beschrieben werden, auch bei Kindern und Jugendlichen zu beobachten sind.

Symptome bei einer kindlichen Aphasie
Bei einer Aphasie können unter anderem ein initialer Mutismus, Störungen der Spontansprache mit Wortfindungsstörungen, Paraphasien (Laut- oder Wortverwechslungen), Agrammatismus (Wörter können nicht mehr flektiert werden) sowie Sprachverständnisprobleme, und des Benennens auftreten. Probleme im Bereich der Schriftsprache sowie Auffälligkeiten in den Bereichen Kommunikation und Pragmatik können ebenfalls beobachtet werden.

Die kindliche Aphasie kann auch noch Jahre später fortbestehen, selbst wenn im Gespräch keine offensichtlichen Mängel mehr zu beobachten sind. Langzeitbeeinträchtigungen, wie z. B. im Bereich der Schriftsprache, können teilweise erst einige Jahre später (z. B. zum Schuleintritt, oder bei höheren Anforderungen im weiteren Schulverlauf) offensichtlich werden, und den schulischen und beruflichen Werdegang beeinträchtigen. Die Aphasie bei Kindern und Jugendlichen hat häufig auch weitreichende und teilweise lang andauernde Folgen für das familiäre und soziale Leben der Betroffenen und Angehörigen.