praxisneu4-1024x614Erwachsene können von unterschiedlichsten Sprech-, Sprach- und Stimm- und Schluckstörungen betroffen sein. Sollte dies auf Sie zutreffen, wird Ihr Arzt oder Facharzt auf Ihrer Heilmittelverordnung seine Diagnose vermerken.
Anhand dieser Diagnose beginnen wir mit einer sprachtherapeutischen Behandlung und gestalten gemeinsam ein individuelles Konzept, das speziell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Wir therapieren in unseren Praxen alle gängigen Störungsbilder.
Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen gerne telefonisch zur Verfügung.

Therapiebereiche

Eine Aphasie ist eine erworbene zentrale Sprachstörung, die durch Schädigung des Gehirns hervorgerufen wird. Alle Bereiche und Modalitäten der Sprache können in unterschiedlichem Ausmaß beeinträchtigt sein. Die Lautstruktur (Phonologie), der Wortschatz (Lexikon), die Bedeutung (Semantik) und der Satzbau (Syntax). Sowohl die rezeptiven (Sprachverständnis) als auch die expressiven (Sprachproduktion) Fähigkeiten können betroffen sein. Somit können das Sprechen und Verstehen der Lautsprache oder auch das Lesen und Verstehen geschriebener Sprache erschwert und je nach Schweregrad der Beeinträchtigung sogar kaum noch möglich sein. Diese zumeist plötzlich auftretenden sprachlichen Defizite haben häufig weitreichende und teilweise lang andauernde Folgen für das familiäre, soziale und berufliche Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen.

Bei einer Artikulationsstörung ist die korrekte Lautbildung, d.h. sowohl der Einzellaut (z.B. /s/ oder /sch/) als auch alle Verbindungen, die der Einzellaut in Silben oder Wörtern eingehen kann, gestört.
Erwachsene können seit ihrer Kindheit eine Artikulationsstörung haben, dies trifft insbesondere für Fehlbildungen der S-Laute (Sigmatismen) zu. Des Weiteren kann eine Artikulationsstörung auch erworben sein, infolge von Hörstörungen oder Schlaganfällen, Unfall bedingten Traumata und anderen chronischen Erkrankungen wie z.B. Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Chorea Huntington oder Multiple Sklerose (MS). Sprechstörungen infolge neurologischer Erkrankungen sind entweder Sprechapraxien oder Dysarthrien.

Das Stottern bei Jugendlichen und Erwachsenen unterscheidet sich ganz wesentlich von Unflüssigkeiten bei Kindern. Dies beruht im Wesentlichen auf der Tatsache, dass bei Jugendlichen und Erwachsenen bereits ein Bewusstsein für das Phänomen entstanden ist, das sich in aller Regel auf ihr gesamtes Sprech-, Kommunikations- und auch Sozialverhalten auswirkt.

Stottern ist sehr komplex, d.h. eine Vielzahl von Komponenten wie Gefühle, Gedanken, Körperlichkeit oder soziale Rolle haben Einfluss auf die Symptomatik. Zielsetzung der Therapie ist es, dem Stotternden sein Sprechen zu erleichtern und, wenn möglich, einen höheren Flüssigkeitsgrad zu erreichen. Dazu sind Grundlagen für eine entspanntere, gelassenere und spontane Kommunikation zu schaffen.

Poltern zeigt sich in schnellem und / oder unregelmäßig ( irregulär) schwankendem Sprechtempo. Es treten dabei Auslassungen, Verschmelzungen und artikulatorische Veränderungen  von Lauten, Silben, Wörtern und Phrasen auf.

Das Sprechen wird dadurch schwer verständlich, phasenweise unverständlich, die Prosodie ist häufig auffällig. Zusätzlich bestehen sehr häufig Unflüssigkeiten in Form von Wiederholungen von Silben, Wörtern und Satzteilen, oder lockeren Lautwiederholungen.

Die Sprechapraxie ist eine Störung der Planung von Sprechbewegungen. Sie zeigt sich im Bereich von Artikulation, Sprechmelodie und -rhythmus (Prosodie) und Sprechverhalten.

Bei der Artikulation sind lautliche Abweichungen bzw. Entstellungen von Lauten (z. B. einer übermäßig behauchten Aussprache des /t/) feststellbar, die zu einer unverständlicheren Aussprache führen. Teilweise kann es auch zu Ersetzungen oder Vertauschungen von Lauten sowie einer Mischung von Fehlerarten kommen. Die Artikulationsstörungen betreffen oft den Anfang von Wörtern bzw. Silben und sind vielfach mit Suchbewegungen der Artikulationsorgane (Lippen, Zunge, Kiefer…) verbunden. Bei Wiederholungen können die Fehler variieren und Selbstkorrekturen führen nicht zwangsläufig zu einer Verbesserung des Sprechens.
Die Sprechgeschwindigkeit ist häufig vermindert, Vokale werden gedehnt gesprochen und bei vielen Betroffenen kommt es zu einer silbischen Sprechweise. Es können auch Fehler bei der Wortbetonung auftreten, indem Silben falsch oder übermäßig deutlich betont werden.

Die Betroffenen zeigen auf Grund ihres unbeeinträchtigten Sprachverstehens eine große Unzufriedenheit mit ihrem eigenen Sprechen. Das anstrengende Sprechen führt zu mimischen Mitbewegungen, gepresster Stimme oder Anspannungen der Hals- und Gesichtsmuskulatur.

Stimmstörungen bei Erwachsenen äußern sich in länger bestehender Heiserkeit (ohne akuten Infekt), eingeschränkter Belastbarkeit der Stimme, Schmerzen und/oder einem Fremdkörpergefühl im Kehlkopf. Sie können funktionelle oder organische Ursachen haben, z.B. hohe Stimmbelastung in Sprecherberufen oder Stimmbandlähmung infolge von Infekten.

Schluckstörungen (Dysphagien) bei Erwachsenen können in Verbindung mit neurologischen Erkrankungen, wie z.B. bei multipler Sklerose oder nach Schlaganfall auftreten. Einige Patienten bekommen auch Schluckprobleme aufgrund von Alterungsprozessen. Außerdem können Störungen der Nahrungsaufnahme nach operativen Eingriffen oder als Unfallfolge vorkommen.
Die meisten Patienten leiden sehr unter den Symptomen einer Schluckstörung. Teilweise gelingt die Nahrungsaufnahme nur mit großen Schwierigkeiten. Die Patienten verschlucken sich häufig, weil sie die Nahrung z.B. nicht mehr ausreichend zerkleinern bzw. nicht genau spüren können, ob der Mund schon leer ist, oder ob noch Reste im Mund verblieben sind.
Die Symptome sind sehr unterschiedlich und hängen davon ab, welche Ursachen ihnen zugrunde liegen. Schluckstörungen können zu Fehl- oder Mangelernährung führen und somit lebensbedrohlich werden. Lebensgefahr kann auch bestehen, wenn durch falsches Schlucken Nahrungsreste in die Luftröhre gelangen.

Komplexe Störungen

Unter einer Dysarthrie versteht man eine erworbene neurogene Sprechstörung, die durch eine Schädigung des zentralen oder des pheripheren Nervensystems verursacht wurde. Dabei sind die Steuerung und die Ausführung von Sprechbewegungen betroffen. Dies bedeutet, dass Sprechmotorik, Sprechmelodie (Prosodie), Sprechrhythmus, Stimme und Atmung in unterschiedlichem Ausmaß beeinträchtigt sind. Die schwerste Form der Dysarthrie ist die Anarthrie, hier sind die Patienten nicht mehr in der Lage Laute zu bilden, d. h. sie sind für ihre Umgebung nicht mehr zu verstehen. Der Begriff Dysarthrophonie wird oft gleichbedeutend mit dem Begriff Dysarthrie verwendet. Dysarthrophonie bedeutet wörtlich, dass sowohl die Aussprache (Artikulation) als auch die Stimme (Phonation) betroffen ist. Menschen, die ausschließlich unter einer Dysarthrie leiden, haben keine Sprachstörung. Das heißt, dass sie normal verstehen, schreiben und lesen können. Dysarthrien können aber auch gleichzeitig mit einer Aphasie (Sprachstörung) auftreten, dann sind neben der Sprechmotorik, der Stimme und der Atmung auch die Bereiche Sprachverständnis und Sprachproduktion betroffen.

Eine Hörstörung wird subjektiv erst relativ spät wahrgenommen, da ein Hörverlust in der Regel eher schleichend verläuft.
Beispielweise führt eine lärmbedingte Dauerschädigung des Innenohrs dazu, dass zunächst eine Art Ohrsausen (Tinnitus) einsetzt und/oder sich das Hören vorübergehend verschlechtert, deutlich erkennbar daran, dass der Betroffene sich anstrengen muss, um Sprache zu verstehen.

Taubheit (starke Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit) kann angeboren oder erworben sein. Bei Taubheit bedingt durch Lärmbelastung kann eine allmähliche Verschlechterung des Hörens beobachtet werden: zuerst können die hohen Töne oberhalb der Sprachfrequenzen (z.B. Vogelgezwitscher) nicht mehr gehört werden, dann beginnt der Abbau für die Wahrnehmung von stimmlosen (z.B. /p/ oder /t/), dann stimmhaften (z.B. /b/ oder /d/) Konsonanten, ganz zum Schluß können keine Vokale mehr unterschieden werden.

Bei dauerhaft kräftiger Geräuscheinwirkung entsteht eine sogenannte Lärmschwerhörigkeit. Im fortgeschrittenen Stadium verstehen Menschen nichts mehr und können nicht mehr mitreden, was die gesellschaftliche Isolation zur Folge haben kann.
Generell unterscheidet man leichte (< 30 dB), mittlere (30-60 dB) und hochgradige Hörstörungen (> 60 dB). Ein Kind wird bereits dann als hörgestört bezeichnet, wenn es im Hauptsprachbereich (zwischen 250–4000 Hz**) einen Hörverlust über 20 dB** aufweist.

Bis vor wenigen Jahren wurde Autismus als typische Störung im Kindesalter betrachtet, dies hat sich deutlich geändert. So hat der Bundesverband „Hilfe für das autistische Kind“ sich im Jahre 2005 in „autismus Deutschland – Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus“ umbenannt. Der Selbsthilfeverband ist in allen Bundesländern und großen Städten vertreten. Die Kontaktdaten sind auf der Webseite des Verbandes eingestellt: www.autismus.de.
Hinweise zum Erscheinungsbild, Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Fachinformationen sind hier zu finden.

Unter einer neurodegenerativen Erkrankung wird eine langsam fortschreitende Erkrankung verstanden, bei der Nervenzellen abgebaut werden. Sie kann erblich bedingt sein. Zu den degenerativen Erkrankungen zählen u.a. Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Multiple Sklerose (MS), Chorea Huntington oder Morbus Parkinson. Die Erkrankungen haben Auswirkungen auf das Sprechen (Artikulation) und die Stimme.